Die Rhythmische Sportgymnastik vereint tänzerische Eleganz und anspruchsvolle Turnelemente, die mit verschiedenen Handgeräten wie Gymnastikseilen, Reifen, Keulen, Bällen und Bändern präsentiert werden. Begleitet von Musik erfordert diese ästhetische Sportart nicht nur Präzision und Körperbeherrschung, sondern auch ein hohes Maß an Rhythmusgefühl. Neben der langen Tradition ist die Rhythmische Sportgymnastik seit 1984 auch Teil der Olympischen Spiele und bietet beeindruckende Wettbewerbe auf höchstem Niveau.
Das Wichtigste in Kürze:
✓ Rhythmische Sportgymnastik verbindet tänzerische Eleganz mit Turnelementen
✓ Handgeräte wie Seile, Reifen, Keulen, Bälle und Bänder kommen zum Einsatz
✓ Die Disziplin ist seit 1984 Teil der Olympischen Spiele
✓ Hohe Präzision, Körperbeherrschung und Rhythmusgefühl sind erforderlich
✓ Wettkämpfe werden durch den Deutschen Turnerbund und internationale Verbände organisiert
✓ Übungen werden nach Schwierigkeitsgrad und Ausführung bewertet
Was ist die Rhythmische Sportgymnastik?
Die Rhythmische Sportgymnastik ist eine harmonische Turnsportart und wird mit Musikbegleitung durchgeführt. Das Hauptkennzeichen dieser Sportart sind die gymnastischen und die tänzerischen Elemente, die mit Handgeräten (Gymnastikreifen, Gymnastikkeulen, Gymnastikbälle und Rhythmikbänder) geturnt werden. Das erfordert ein hohes Maß an Körperbeherrschung, Gleichgewichts- und Rhythmusgefühl und etliche Trainingseinheiten für die Turnerinnen. Die Rhythmische Sportgymnastik ist ein reiner Frauensport, wobei es in den letzten Jahren in Japan und Spanien schon die ersten Wettbewerbe für Männer gab. Diese Sportart ist seit 1984 olympisch und wird in Deutschland durch den deutschen Turnerbund (DTB) sowie international durch den FIG (Internationaler Turnverband) und durch die UEG (Europäische Turnunion) organisiert. Es gibt verschiedene Altersklassen und Leistungsklassen. Dabei kann man jedoch sagen, dass die meisten Turnerinnen zwischen 15 und 22 Jahren ihren Leistungshöhepunkt haben und im Alter von 30 Jahren ihre Karriere beenden. Darja Varfolomeev zählt zu einer der erfolgreichsten deutschen Athletinnen in der Rhythmischen Sportgymnastik und ist mehrfache deutsche Meisterin.
Wie ist die Rhythmische Sportgymnastik entstanden?
Im Nationalsozialismus kam es zu einer besonderen Förderung der Rhythmischen Sportgymnastik für Mädchen und junge Frauen. Denn dadurch sollten die Mädchen eine organische Volksgemeinschaft praktizieren und gleichzeitig sollte dieser Fluss auf der gymnastischen Bewegungen auf die weibliche Anatomie und die künftige Mutterrolle abgestimmt werden. Die Rhythmische Sportgymnastik ist aus der Wettkampfgymnastik mit und ohne Handgeräte entstanden und im Jahr 1941 fanden erstmals Wettkämpfe in dieser Sportart in Sankt Petersburg statt. Seit 1963 gibt es Weltmeisterschaften, die seit 1991 jährlich ausgetragen werden.
Welche Fähigkeiten müssen die Gymnastinnen besitzen?
In der Rhythmischen Sportgymnastik werden zahlreiche Fähigkeiten angesprochen und trainiert, weshalb die Sportart oftmals als Unterstützung in der kindlichen Entwicklung eingesetzt wird. Bei der Rhythmischen Sportgymnastik werden besonders die folgenden Fähigkeiten gefordert und gefördert:
- Schnelligkeit
- Konzentrationsfähigkeit
- Präzision & Genauigkeit
- Auffassungsfähigkeit (Fähigkeit schnell mit veränderten motorischen Situationen fertig zu werden)
- Kondition, Ausdauer und Flexibilität
- Beweglichkeit & besseres Körpergefühl
Welche Regeln gibt es in der Rhythmischen Sportgymnastik?
Die international gültigen Regeln der Rhythmischen Sportgymnastik werden von der FIG im Code of Points (CoP) festgelegt. Die Wettkampffläche misst 13 x 13 m, auf der die Kürübungen mit Reifen, Keulen, Seilen, Bändern und Bällen zur Instrumentalmusik (einschließlich eigener Stimme) ausgeführt werden. Im Einzel zeigt die Athletin eine 1:15 bis 1:30 Minuten lange Übung mit einem Handgerät, während in der Gruppe fünf Gymnastinnen mit fünf identischen Handgeräten oder einer Kombination aus zwei Handgeräten (z. B. 3 Bälle und 2 Bänder) turnen. Die Gruppenübungen dauern 2:15 bis 2:30 Minuten. Im Wettkampf muss die Kleidung der Gymnastinnen eng anliegen.
Übungsausführung
Die Gymnastinnen können Übungen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade präsentieren, die mit variierenden Punktwerten bewertet werden. Die Körperschwierigkeit unterteilt sich in:
- Sprünge
- Drehungen
- Stände
Jede Übung muss mindestens 8 Sekunden Tanz enthalten, wobei zusammenhängende Schrittreihenfolgen, auch Rhythmische Schritte genannt, mindestens einmal in der Übung vorkommen müssen.
Dieses Video gibt dir einen kleinen Überblick:
Dynamische Elemente mit Drehung und Wurf (DER)
Die DER-Elemente erfordern einen hohen Wurf des Handgeräts und mindestens zwei Drehungen um die Körperachse während der Flugphase. Maximal drei DER-Elemente sind pro Übung erlaubt, wobei das Fangen des Geräts durch zusätzliche Ausführungsmerkmale, wie das Fangen ohne Hände, bewertet wird.
Mastery Element
Diese Elemente kombinieren technische Anforderungen, wobei mindestens zwei der festgelegten Kriterien erfüllt sein müssen. Hierzu zählen unter anderem die Arbeit mit dem Gerät außerhalb des Sichtfeldes oder ohne die Verwendung der Hände. Für jedes Mastery-Element erhält die Gymnastin 0,3 Punkte, sofern das Gerät geworfen wird. Ansonsten gibt es 0,2 Punkte. Bei Senioren (ab 16 Jahren) sind maximal fünf Mastery-Elemente erlaubt.
Bewertung der Übung
Ein Kampfgericht, bestehend aus mehreren Kampfrichtern, bewertet die Übungen nach festgelegten Kriterien. Seit 2013 setzt sich die Endnote aus dem Schwierigkeitswert („D“, max. 10 Punkte) und der Ausführung („E“, max. 10 Punkte) zusammen, von der allgemeine Abzüge subtrahiert werden. Maximal können somit 20 Punkte erreicht werden. Körperschwierigkeiten zählen nur, wenn sie technisch einwandfrei ausgeführt werden. Fehler in der Ausführung führen zu Punktabzügen, die je nach Art des Fehlers bis zu 0,7 Punkte betragen können. Ein Verlassen der Wettkampffläche oder ordnungswidrige Bekleidung resultiert in einem Abzug von 0,3 Punkten.
Besonderheiten bei Gruppen
In Gruppenübungen erhält die Gruppe zusätzliche Punkte, wenn die Gymnastinnen das Handgerät durch einen Wurf wechseln, wobei alle Gymnastinnen beteiligt sein müssen. Der Wert des Wechsels kann durch zusätzliche Kriterien wie große Distanz oder den Abwurf ohne Hände erhöht werden.
Welche Wettkämpfe gibt es in der Rhythmischen Sportgymnastik?
In der Rhythmischen Sportgymnastik wird in Leistungsklasse und Wettkampfklasse unterteilt, in denen die RSG-Wettkämpfe ausgetragen werden.
In der Leistungsklasse (LK) wird auf den Einsatz im Bundeskader und für internationale Wettbewerbe wie Europa- oder Weltmeisterschaften sowie die Olympischen Spiele hintrainiert. Im LK-Bereich orientieren sich die Vorgaben des Internationalen Turnverbandes. Die Gymnastinnen zeigen in einem Wettkampf (Mehrkampf) vier Übungen ab dem Juniorenbereich. Gymnastinnen, mit den höchsten Wertungen mit dem jeweiligen Gerät im Mehrkampf, dürfen im Gerätefinale antreten.
Die Wettkampfklasse (WK) gilt als eine leicht reduzierte Wettkampfform zur LK, nichtsdestotrotz ist das Niveau sehr hoch. In der Wettkampfklasse werden Wettbewerbe auf landes- und nationaler Ebene ausgetragen. Die Anforderungen in den Wettkampfklassen werden vom DTB festgelegt. Im Einzelwettbewerb werden ab dem Juniorenbereich bspw. drei Choreografien gezeigt.
Welche Geräte gibt es in der Rhythmischen Sportgymnastik?
Für die Rhythmische Sportgymnastik gibt es als Handgeräte Gymnastikbälle, Rhythmikbänder, Gymnastikkeulen und Gymnastikreifen.
Ball
Der Ball muss in der Rhythmischen Sportgymnastik folgende Eigenschaften besitzen:
- Material: entweder Gummi oder Plastikmaterial
- Durchmesser von ca. 15-20 cm
- Gewicht von mind. 400 g
Mit dem Ball führen die Gymnastinnen folgende Bewegungen durch: Prellen, Halten, Schwingen & Führen, Werfen & Fangen sowie Rollen. Dabei gilt, dass der Ball niemals über greifende Bewegungen der Finger gehalten werden darf und die Bewegungsebenen sind einzuhalten.
Band
Ein Band muss in der Rhythmischen Sportgymnastik folgende Eigenschaften besitzen:
- Länge von 6 m
- Breite von 4-6 cm
- Material: meistens aus Seide oder Satin
- Stab des Bands hat einen Durchmesser von 1 cm und eine Länge von 50-60 cm sowie besteht meistens aus Fiberglas, Plastik oder Holz mit einem Gewicht von 35 Gramm+
Der Stab mit dem Band wird in der Verländerung des Armes gehalten und liegt hierbei in der Handinnenfläche. Typische Bewegungen mit dem Band sind Schlangen, Spiralen, Schwünge, Pendelschwünge, Kreisschwünge, Achterbewegungen oder Würfe.
Keule
Die Keule muss in der Rhythmischen Sportgymnastik folgenden Eigenschaften besitzen:
- Material: meistens aus Plastik, einem synthetischen Material oder Holz
- Länge: ca. 30-50 cm
- Gewicht: mind. 150 g schwer
- Flaschenähnliche Form
Typische Bewegungen mit der Keule sind Kreisen, Umkreisen von Körperteilen, Stoßen & Schlagen, Rollen, Balancieren sowie Führen.
Reifen
Hinsichtlich der Reifen gilt in der Rhythmischen Sportgymnastik:
- Material: Plastik oder Holz
- Innendurchmesser: 80-90 cm
- Gewicht: mind. 300 g
- Reifen darf bemalt, besprüht oder umklebt werden
Typische Bewegungen mit Reifen sind tänzerisches Schwingen & Kreisen, Werfen & Fangen, Zwirbeln, Durchspringen & Überspringen des Reifens sowie Rollen.