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    Rugby im Schulsport – geht das?

    Kübler Sport Redaktion |

    Lesedauer: 7 Minuten

    Auch wenn Rugby in Deutschland meist mit vielen Vorurteilen verbunden ist, lohnt es sich auf jeden Fall, es einmal auszuprobieren. Im Gegensatz zu den weit verbreiteten Vorstellungen von Rugby als chaotisches und brutales Kampfsportspiel handelt es sich um ein dynamisches, laufintensives und leicht verständliches Ballspiel.

    Rugby Schulsport

    In diesem Beitrag möchten wir Dir Rugby als einen geeigneten Schulsport vorstellen und Dir sogleich Anreize für erste Spielideen zur Annäherung an Rugby zeigen.

    Was ist Rugby?

    Rugby ist ein Kontaktsport, bei dem zwei Teams fair und respektvoll um Ball und Raumgewinn kämpfen. Dabei versuchen zwei Mannschaften einen (ovalen) Ball durch Tragen und Zuspielen in das jeweils gegnerische Malfeld (Bereich am Kopfende des Spielfeldes) zu bringen und abzulegen bzw. einen gegnerischen Versuch zu unterbinden. Jeder Erfolg (Ablegen des Balls im gegnerischen Malfeld) wird mit Punkten versehen. Rugby gehört u. a. zu den ältesten noch ausgeübten Ballspielen der Welt. In seinen wettkampforientierten Formen ist Rugby eine körperbetonte Mannschaftssportart, die strengen Reglementierungen unterworfen ist. Aufgrund dessen entstehen die uns bekannten „brutalen“ Bilder im Spiel. Für den Schulsport lässt sich diese wettkampforientierte Form des Rugbys abschwächen, indem bedingt auf den Körperkontakt verzichtet wird. Es ist jedem Lehrer überlassen, ob und in welcher Form er bei seinen Schülern im Spiel den Körperkontakt zulässt. Wir konzentrieren uns in diesem Beitrag auf eine reduzierte Form an Körperkontakt, dem OK-Rugby (Ohne-Körperkontakt-Rugby).

    Wieso sollte ich Rugby im Schulsport ausprobieren?

    Es lassen sich zahlreiche Gründe finden, welche die Eignung von Rugby als Schulsport unterstreichen:

    • Einfachheit: Es gibt leicht verständliche Grundregeln und -Techniken. Außerdem gibt es im Gegensatz zu den meisten Ballsportarten keine schwierigen Schrittregeln. Durch die geringen technischen Anforderung können auch schwächere Schüler ein Erfolgserlebnis haben.
    • Besseres Gruppengefühl: Das Zusammenspiel bzw. der Mannschaftsgeist ist fest in der Spielidee von Rugby verankert. Die Rückpassregel macht es mehr als in den anderen Mannschaftssportarten notwendig, innerhalb der Mannschaften zu kooperieren. Das Rugbyspiel kann somit im Schulsport als Methode eingesetzt werden, um das kooperative und soziale Verhalten der Schüler zu verbessern bzw. zu schulen und daraus folgend ein besseres Gruppengefühl innerhalb der Klasse entstehen zu lassen.
    • Förderung von motorischen Fähigkeiten
    • Kaum Vorkenntnisse: Aufgrund der weitgehenden Unbekanntheit in Deutschland ist es sehr wahrscheinlich, dass die Schüler wenig bis keine Vorkenntnisse haben. Somit befinden sich am Anfang alle Schüler auf dem gleichen Leistungsstand.
    • Große Variabilität: Das Rugbyspiel weist eine große Variabilität in der Spielgestaltung auf. Du kannst es beispielsweise in der Anzahl der Spieler, der Spielfeldgröße oder dem zulässigen Körperkontakt variieren.
    • Förderung von Schnelligkeit, Wendigkeit, Kraft, Organisationsfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit
    • Das Rugbyspiel bietet für jeden Spielertypen eine seinen Stärken und Schwächen entsprechende ideale Spielposition (z. B. flinke Spieler in der Laufposition oder kompaktere Spieler in der direkten körperlichen Auseinandersetzung).
    Rugby Schulsport
    Rugbyteam

    Was sind die Grundregeln von Rugby?

    Für das Rugbyspiel benötigst Du kein spezifisches Material. Wir empfehlen Dir im Schulsport die Verwendung von Medizinbällen, da diese die Geschwindigkeit des Spiels etwas reduzieren. Im Folgenden haben wir Dir eine kleine Übersicht über die Regeln im OK-Rugby zusammengestellt:

    Spielfeldgröße

    Das eigentliche 15er Spiel ist zu komplex und daher ungeeignet für die Einführung in der Schule. Deshalb sollte dort die Variante des 7er Spiels verwendet werden. Das Spielfeld des 7er Rugbys ist so groß wie ein normales Fußballfeld, jedoch kann es auch auf einem kleineren Feld stattfinden (z. B. in Hallen oder auf reduzierten Rasenplätzen). In der Halle kann es dann auf dem eingezeichneten Basketballfeld gespielt werden. Am Ende des Spielfeldes wird über die gesamte Breite eine Mattenbahn aufgelegt, auf Rasen wird ein 8 bis 10 m tiefes Malfeld abgegrenzt. Im Malfeld muss der Ball von der gegnerischen Mannschaft abgelegt werden. Das gibt dann 5 Punkte.

    Spielzeit

    2 x 7 Minuten

    Spielbeginn

    Die beiden Mannschaften stellen sich in den gegenüberliegenden Spielhälften auf, die Mannschaft mit Ballbesitz auf der Mittellinie, die gegnerische Mannschaft mindestens zehn Meter von der Mittellinie entfernt in der eigenen Hälfte. Mittels eines Kickstarts geht es los. Darunter versteht man das nach vorne Kicken des Balls (um ca. 10 cm), das Aufnehmen und das sofortige Loslaufen oder Abgeben. Dabei muss die gegnerische Mannschaft mindestens 10 Meter entfernt sein. Dieser Beginn findet immer zu Beginn eines Versuchs sowie nach jedem Fehler und Ausspiel statt.

    Tragen des Balls

    Während es in anderen Ballsportarten eine Schritt-und Dribbelregel gibt, kann der Ballträger im Rugby unbegrenzt laufen, d. h. der Ball darf so lange getragen werden, bis der Ballträger von einem Gegner mit der Hand am Rücken berührt wird. Bei Berührung muss der Ballträger den Ball sofort auf den Boden legen oder sofort den Ball abspielen. Beim OK-Rugby darf nur der Ballträger „angegriffen” werden.

    Erfolg

    Für einen im gegnerischen Malfeld abgelegten Ball (Versuch) erhält die angreifende Mannschaft 5 Punkte.

    Passen

    Es gibt eine Rückpassregel. Das bedeutet der Ball darf nur nach hinten oder seitwärts gepasst werden und nicht nach vorne.

    Out

    Beim Seitenout wird das Spiel von der Seitenoutlinie durch ein Antippen des Balles mit dem Fuß fortgesetzt.

    Fußspiel

    Kicken ist nur im Rahmen kurzer Überkicks über herannahende Verteidiger erlaubt. In kleineren Hallen solltest Du es herausnehmen.

    Abseits

    Im offenen Spiel kann ein Spieler aus mehreren Gründen in der Abseitsposition sein: Erstens, wenn er sich vor dem Ball aufhält, den ein anderer Spieler seiner Mannschaft zuletzt gespielt hat und ins Spiel eingreift. Außerdem befindet er sich im Abseits, wenn er sich bei einem Kick vor dem tretenden Spieler seiner eigenen Mannschaft aufhält oder wenn er sich bei einem offenen Gedränge oder Paket vor dem letzten Fuß eines Spielers seiner eigenen Mannschaft aufhält. Alle Spieler, die sich vor dem Ballbesitzer (parallele Linie zur Grundlinie) befinden, sind im Abseits und dürfen nicht am Spiel teilnehmen. Das Zuspiel auf einen Spieler im Abseits (Vorwärtspass) ist ein Fehler. Diese Regel lässt eine Abseitslinie zwischen beiden Teams entstehen und verlangt von den Spielern, sich vorwärts zu bewegen und zu punkten.

    Foulspiel

    Jede Aktion eines Spielers, die gegen den Geist des Rugbyspiels gerichtet ist und durch Behinderung, unfaires Spiel, schlechtes Benehmen oder gefährliches Spiel (z. B. Hochhalten am Hals, Stoßen und Herumschleudern) gekennzeichnet ist, ist ein Foulspiel. Bei einem Regelverstoß gibt es einen Straftritt an der Stelle, wo der Verstoß stattgefunden hat. Dabei muss sich die schuldige Mannschaft 10 m weit nach hinten zurückziehen und die Angreifer setzten das Spiel durch Antippen des Balles mit dem Fuß fort (Ball ca. 10 cm nach vorne kicken, aufnehmen und sofort laufen oder abgeben). Bewusster Körpereinsatz wird auch als Foulspiel gezählt.

    Die ersten Spiele

    Damit Dir der Einstieg in das OK-Rugby leichter fällt, haben wir im folgenden 5 Spiele zusammengestellt. Mit diesen Spielen wirst Du die Sportart schnell verstehen und erlernen.

    Menschenslalom

    Dieses Spiel erinnert an eine Schlange, da sich je sechs Schüler hintereinander mit ausreichend Abstand zum Vordermann aufstellen. Alle bewegen sich dann joggend durch die Halle, wobei der Weg durch den vordersten Schüler bestimmt wird. Die Schwierigkeit ergibt sich daraus, dass immer der letzte Schüler die Kolonne im Slalom durchquert bis er die Spitze erreicht. Anschließend ist dieser Schüler in der Führungsposition und bestimmt die Laufrichtung. Dieses Spiel klingt für Dich bestimmt sehr einfach, aber es hat eine große Wirkung, denn die Schüler üben dabei ihre Koordination und Übersicht, die im Rugby-Spiel sehr wichtig sind. Du kannst das Spiel schwieriger machen, in dem Du den Schülern für den “Menschenslalom” einen Rugby-Ball in die Hand gibst.

    Menschenslalom Rugby Spiel

    Passen im Kreis

    Das Spiel “Passen im Kreis” ist wiederum sehr einfach und klingt für Dich sicherlich langweilig, jedoch ist es hoch effektiv für die Gewöhnung an die besondere Form des Rugby-Balls. Es werden wieder Gruppen von je sechs Schülern gebildet. Die Schüler stellen sich im Kreis auf und passen den Rugby-Ball. Du kannst dabei die Spielausführung variieren, in dem Du z. B. die Wurfrichtung veränderst. Die Schüler können den Ball z. B. außenherum, rechtsherum, linksherum oder gegenüber passen. Außerdem kannst Du die Aufgabe nochmals schwieriger machen, in dem die Schüler nicht nur einen Ball, sondern zwei Bälle gleichzeitig passen müssen. Dabei müssen sich die Schüler sehr konzentrieren und es kommt schnell zu einem großen Spaß.

    Rugby Spiel Passen im Kreis

    Magisches Quadrat

    Mit dem Spiel “Magisches Quadrat” wird der Ablauf eines Rugby-Spiels geübt. In der Vorbereitung wird ein “imaginäres” Quadrat in den Maßen von ca. 10 x 10 m gebildet. Es stellen sich immer je zwei Schüler hintereinander in den Ecken des Quadrats auf. Aus jeder Ecke (zuerst nur aus einer Ecke) läuft gleichzeitig ein Schüler mit einem Ball über die Diagonale. Nun müssen die Schüler aufpassen, dass es nicht zu Kollisionen kommt und den Ball sicher zu den anderen Schülern auf die gegenüberliegende Seite bringen. Durch Körpertäuschungen, Richtungswechsel, Abbremsen und Beschleunigen vermeiden die Ballträger auf ihrem Laufweg. Jeder Schüler sollte 4 bis 5 Durchgänge machen.

    Rugby Spiel Magisches Quadrat

    Schnappball

    Im Spiel “Schnappball” spielen Deine Schüler zum ersten Mal eine Art Rugby. Es werden zwei Teams mit je max. 5 Spielern gebildet, die dann gegeneinander spielen. Hat eine Mannschaft den Ball, muss diese versuchen, den Ball so oft wie möglich zu passen. Eine Mannschaft erhält einen Punkt, wenn sie den Ball zehnmal hintereinander gepasst hat. Nach einem Punktgewinn wechselt der Ballbesitz. Natürlich darf der Gegner den Passerfolg und schließlich den Punktgewinn durch Herausfangen und Wegnehmen des Balls vermeiden. Eine weitere Regel ist, dass der Ball maximal 3 Sekunden gehalten werden darf.

    Chinesische Mauer

    Du kennst bestimmt das Spiel der “Böse Mann”. Die “Chinesische Mauer” ist eine Variante des “Bösen Mannes” und wiederum eine Vorbereitung auf das Rugbyspiel. Für das Spiel benötigt man ein großes Spielfeld, in dessen Mitte ein bis zwei Fänger stehen. Die restlichen Schüler stehen an einer kurzen Seite des Spielfelds nebeneinander. Nun müssen die Schüler versuchen das Spielfeld zu durchqueren ohne gefangen zu werden. Bei Berührung beider Hände des Fängers an der Hüfte eines Spielers gilt man als gefangen. Beim nächsten Durchgang sind die gefangenen Spieler ebenfalls Fänger. Der letzte ungefangene Spieler ist der Gewinner.

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