Ohrkerzen – Wissenswertes zu Wirkung & Risiken

Ohrkerzen, bzw. Ohrenkerzen sind eine alte, traditionelle Methode zur Reinigung der Ohren, die in verschiedenen Kulturen auf der ganzen Welt seit Jahrhunderten praktiziert wird. Obwohl die Wirksamkeit der Ohrkerzentherapie stark umstritten ist, schwören viele Menschen auf die beruhigende Wirkung und das Gefühl der Reinigung, das sie durch Ohrkerzen erfahren.

Ursprünge der Ohrkerzen

Die Verwendung von Ohrenkerzen, auch oft Hohlkerzen, hat eine lange Geschichte und reicht bis in antike Zivilisationen wie die indianischen Kulturen, die ägyptische Hochkultur und die traditionelle chinesische Medizin zurück. Ursprünglich wurden die Hohlkerzen aus Bienenwachs und verschiedenen Kräutern hergestellt, die für ihre reinigenden und beruhigenden Eigenschaften bekannt waren. Die Praxis wurde im Laufe der Zeit weiterentwickelt und fand Eingang in verschiedene Kulturen auf der ganzen Welt.

Funktionsweise von Ohrkerzen

Die traditionelle Funktionsweise von Ohrkerzen beruht auf einem simplen Prinzip: Während die Kerze langsam abgebrannt wird, entsteht im Inneren ein Luftstrom, der einen leichten Unterdruck im Gehörgang erzeugt. Dieser Unterdruck soll gemäß Tradition dazu führen, dass Ohrenschmalz und andere Verunreinigungen aus dem Ohr gezogen werden.

1. Vorbereitung: Die Person liegt entspannt in Seitenlage. Die Ohrenkerze wird vorsichtig in das Ohr mit einer Drehbewegung gesteckt, wobei darauf geachtet wird, dass sie fest, aber nicht zu tief sitzt. Der Gehörgang soll luftdicht verschlossen sein.
2. Abrennen: Das obere Ende der Kerze wird angezündet. Die Kerze brennt langsam ab, wobei das Wachs schmilzt und verdampft. Die Ohrenkerze hat eine Brenndauer von etwa 10-15 Minuten.
3. Drehende Bewegung: Die Kerze wird während des Brennens oft leicht gedreht.
4. Entfernung: Nachdem die Kerze abgebrannt ist, wird sie vorsichtig aus dem Ohr entfernt.

Potenzielle Vorteile von Ohrkerzen

Befürworterinnen und Befürworter der Therapiemethode berichten von vielfältigen Vorteilen. Ohrkerzen sollen bei diversen Beschwerden Abhilfe schaffen. Dazu zählen:

• Ohrreinigung: Die Hauptfunktion von Ohrenkerzen soll darin besteht, Ohrenschmalz sanft aus dem Gehörgang zu entfernen. Die Ohrenhygiene kann dazu beitragen, Verstopfungen zu lösen und das Gehör zu verbessern.
  
• Entspannung: Einige Menschen empfinden die Behandlung mit Ohrenkerzen als äußerst wohltuend und beruhigend. Es wird von einem befreienden Druckausgleich berichtet. Der sanfte Wärmeeffekt und das leichte Knistern der brennenden Kerze können zudem Stress abbauen und eine tiefe Entspannung fördern.
  
• Linderung von Ohrenbeschwerden: Manche Anwender berichten, dass Ohrkerzen dazu beitragen können, bestimmte Ohrenbeschwerden wie Ohrdruck, Tinnitus und leichte Ohrenschmerzen zu lindern. Die Durchblutung und der Lymphfluss rund um das Ohr sollen angeregt werden.
  
• Stimulierung des Energieflusses: In einigen Traditionen wird angenommen, dass Ohrkerzenbehandlungen den Energiefluss im Körper stimulieren können, ähnlich wie bei der Akupunktur oder der Reflexzonenmassage.

Ohrkerzen: Umstrittene Behandlungsmethode

Insgesamt sind Ohrkerzen eine umstrittene Behandlungsmethode, deren Wirksamkeit und Sicherheit nicht ausreichend belegt ist.

• Mangelnde wissenschaftliche Unterstützung
  Einer der Hauptkritikpunkte an Ohrkerzen ist der Mangel an überzeugenden wissenschaftlichen Beweisen für ihre Wirksamkeit. Viele der behaupteten Vorteile, wie die Entfernung von Ohrenschmalz, die Linderung von Ohrenbeschwerden und die Stimulierung des Energieflusses, basieren oft auf Anekdoten und Traditionen, anstatt auf soliden wissenschaftlichen Studien. So ist die Sogwirkung durch das Abbrennen der Kerze aus physikalischer Sicht viel zu schwach, um etwas aus dem Ohr zu befördern.
  
• Gesundheitsrisiko
  Darüber hinaus bergen Ohrkerzen auch potenzielle Risiken und Gefahren. Das Abbrennen einer Kerze in unmittelbarer Nähe des Kopfes birgt ein Verbrennungsrisiko, insbesondere wenn die Behandlung nicht ordnungsgemäß oder gar als Selbstanwendung durchgeführt wird. Es drohen Verbrennungen im Gesicht, in der Ohrmuschel, dem Gehörgang oder im Mittelohr. Es besteht auch die Möglichkeit, dass heißes Wachs oder Ruß in den Gehörgang tropft bzw. gelangt und Verletzungen oder Entzündungen verursachen kann. Zwar versprechen einige Hersteller bereits Sicherheitsfilter, die dies ausschließen, jedoch besteht infolge unsachgemäßer Ohrkerzenanwendung dennoch die von Verletzungen des Trommelfells oder des äußeren Gehörgangs.

Fazit

Angesichts der potenziellen Risiken und der begrenzten Vorteile ist es wichtig, kritisch zu hinterfragen, bevor man sich für die Behandlung mit Ohrenkerzen entscheidet. Es ist ratsam, alternative Behandlungsmethoden in Betracht zu ziehen, die sicherer und effektiver sind. Dazu gehören Methoden wie die professionelle Reinigung der Ohren durch einen HNO-Arzt und Entspannungstechniken. Es wird zudem empfohlen, bei jeglichen Problemen mit den Ohren einen Facharzt zu konsultieren.