Gymnastik ist eine Sportart, die seit Jahrhunderten betrieben wird. Sie hat sich im Laufe der Zeit zwar verändert und weiterentwickelt, ist aber lange nicht veraltet. Die Gymnastik ist in verschiedenen Ausprägungen auch im Sportunterricht nach wie vor ein wichtiger Bestandteil.
Vorteile und Nutzen der Gymnastik
Gymnastik kann die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen fördern. Sie hilft bei der Verbesserung von Beweglichkeit, Koordination, Kraft sowie Ausdauer und kann dazu beitragen, die Merkfähigkeit und das Selbstbewusstsein zu steigern. Zudem bietet Gymnastik die Möglichkeit, sich kreativ auszudrücken sowie neue Bewegungen und Figuren zu erlernen, was der Körperbeherrschung entgegenkommt. Nicht zu vergessen ist der Spaß an der Bewegung, die bei den unterschiedlichen Bewegungsfeldern der Gymnastik im Schulsport stets vermittelt wird.
Ausprägungen der Gymnastik im Schulsport
Mit dem Begriff Gymnastik können verschiedene Bewegungsfelder und Zielsetzungen verbunden werden. Im schulischen Bereich beinhaltet die Gymnastik im Wesentlichen:*
- Gesundheits- & fitnessorientierte Funktionsgymnastik
- Rhythmische Gymnastik
- Tänzerische Ausdauergymnastik
- Dehnungsgymnastik
- Entspannungsgymnastik
* Bestandteile können je nach Bildungsplan der Bundesländer und Klassenstufe variieren.
Gesundheits- & fitnessorientierte Funktionsgymnastik
Bei der Funktionsgymnastik, auch Funktionelle Gymnastik genannt, steht die Beweglichkeit und Kräftigung im Mittelpunkt, ohne dabei die Gelenke, Sehnen und Bänder übermäßig zu belasten. Der Ansatz richtet sich nach der funktionellen Bewegungslehre, d. h. die sanften Übungen sollen dazu beitragen, die Alltagsmotorik bewusst wahrzunehmen, zu verstehen und zu verbessern.
Kinder und Jugendliche profitieren in vielerlei Hinsicht von dieser gesundheits- und fitnessorientierten Gymnastik:
- Aufbau wichtiger Muskeln, die u. a. für eine stabile, aufrechte Haltung verantwortlich sind
- Vorbeugung muskulären Dysbalancen (Ungleichgewicht) bei Wachstumsschüben
- Entlastung des passiven Bewegungsapparats (Knochen, Knorpel etc.)
- Höhere Widerstandsfähigkeit gegen Verletzungen
Rhythmische Gymnastik
Die Rhythmische Gymnastik beinhaltet verschiedene gymnastische Körpertechniken, die mit oder ohne Handgeräte durchgeführt werden. Ist die Rede von Rhythmischer Sportgymnastik, ist die Wettkampfsportart mit Handgeräten gemeint. Durch verschiedene Schrittfolgen, Drehungen und Sprünge auf Musik werden Rhythmusgefühl und Körperkoordination erlernt. Unterstützt werden die Bewegungsfertigkeiten durch klassische Handgeräte wie Gymnastikball, Rhythmikband, Gymnastikreifen, Gymnastikkeulen und Gymnastikseil. Im Breitensport sowie im schulischen Bereich sind auch weitere Geräte wie Tücher, Redondoball, Fitnessbänder etc. gängig.
Im Detail fördert die rhythmische Gymnastik folgende koordinative Fähigkeiten bei den SuS:
- Differenzierungsfähigkeit: Genauigkeit und Feinabstimmung einer Bewegung
- Räumliche Orientierungsfähigkeit: Situationsgerechte Anpassung an räumliche Verhältnisse
- Gleichgewichtsfähigkeit: Körper im Gleichgewichtszustand halten
- Kombinations- und Kopplungsfähigkeit: Verbindung einzelner Körperbewegungen zu einer Gesamtkörperbewegung
- Rhythmisierungsfähigkeit: Rhythmus erfassen und in der eigenen Bewegung realisieren
- Reaktionsfähigkeit: Zielgerechte Reaktion auf einen oder mehrere Reize
- Umstellungsfähigkeit: Zügige Anpassung einer Bewegung während einer noch anderen Handlung
Tänzerische Ausdauergymnastik
Bei der tänzerischen Gymnastik werden Übungen aus verschiedenen Bewegungsprogrammen mit Elementen aus dem Tanz kombiniert. Die Übungen werden in einer Choreografie zu motivierender Musik zusammengestellt. In höheren Klassenstufen werden eigene Choreos von den SuS entwickelt. Die dynamische Gymnastikeinheit dient als spaßiges Herz-Kreislauf-Training, stärkt das Rhythmusgefühl und die Koordination.
Die Ursprungsform dieser Gymnastikart bildet die Aerobic. Daraus haben sich weitere Formen entwickelt, die jeweils eigene Schwerpunkte und Trainingsziele haben. Zum Beispiel:
- Step-Aerobic: Gymnastikübungen werden mit Steppern kombiniert
- Aerodance: Traditionellen Schritte und tänzerische Elemente aus dem Jazz und Funk
- BallKoRobics: Beinhaltet gymnastische Bewegungen mit Ball
- Zumba: Fitness-Konzept, das Aerobic und lateinamerikanische Tänze kombiniert
- Tae Bo: Kombiniert Elemente aus asiatischen Kampfsportarten mit Aerobic
Dehnungsgymnastik
Die Dehnungsgymnastik wird selten als eigene Einheit gesehen, sondern vor- und nachbereitend innerhalb des Sportunterrichts durchgeführt.
Vorbereitendes Dehnen
Während der Erwärmung sollte das Ziel sein, die Muskulatur optimal auf die anstehenden Beanspruchungen vorzubereiten. Dynamisches Dehnen – kurz und intensiv – ist hier die geeignete Methode, da Untersuchungen zeigen, dass statisches Dehnen die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Es ist jedoch wichtig, nur die Muskeln zu dehnen, die bei der folgenden Aktivität auch beansprucht werden.
Nachbereitendes Dehnen
Am Ende des Trainings kann das Dehnen dazu beitragen, die beanspruchte Muskulatur zu entspannen, die Regeneration zu verbessern und möglicherweise Kontraktionsrückstände zu vermeiden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Wirkungen vom Dehnen umstritten sind und das subjektive Empfinden bei der Entscheidung, ob und wie oft man dehnt, zählt.
Hinweis: Dehnen wird in der Regel gleichgesetzt zum englischen Begriff Stretching. Beim Mobilisieren werden zusätzlich zum Dehnen die Gelenke in ihrem vollen Bewegungsspielraum genutzt.
Entspannungsgymnastik
Immer mehr SuS leiden unter Stress, der u. a. durch schulischen Leistungsdruck entsteht. Die Sportstunde eignet sich gut dazu, verschiedene Entspannungsmethoden zu erlernen. Die Übungen können sowohl körperliche als auch mentale Entspannung bringen und helfen, die körpereigenen Entspannungsmechanismen zu aktivieren. Die Entspannungsgymnastik bezieht sich dabei auf eine Reihe von Techniken und Übungen. Dies kann zum Beispiel durch Atemübungen, Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Tai-Chi erreicht werden.