Was ist Flossing?
2014 wurde das Medical-Flossing von Andreas Ahlhorn entwickelt. Beim Flossing wird ein 5 cm breites und 2 m langes Latexband mit einer Dicke von 0,8 mm bis 1,5 mm eng und fest um das zu behandelnde Körperteil oder Gelenk (bzw. knapp ober- oder unterhalb der schmerzenden Region) gewickelt. Beispiele sind Knie, Schulter, Ellenbogen oder Fuß.
Flossing beruht auf dem Prinzip der Kompression. Muskulatur, Gefäße und Gewebe werden durch das Band unter Druck gesetzt. Der hohe Fixationsdruck wirkt hemmend auf die Schmerzrezeptoren und tieferliegenden Faszien, besonders wenn das gewickelte Körperteil in Bewegung ist. Trotz des straffen Bandes sind passive und aktive Bewegungen möglich, einschließlich komplexer funktionaler Übungen wie Kniebeugen oder Liegestütze.
Nach dem Lösen des Flossbandes strömt das Blut schlagartig zurück, was ein intensives Gefühl der Verbesserung und Entlastung bewirkt. Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen können dadurch reduziert werden.
Die Kompression durch das Flossband ist intensiver als bei herkömmlichen Bandagen. Das Flossband ist daher kein Ersatz für eine Bandage und sollte nicht dauerhaft angewendet werden.
Wirkungsprinzipien vom Flossing
Das Hauptziel des Flossings ist die Schmerzlinderung und die Verbesserung der Beweglichkeit. Der Druck kann auch Ödeme reduzieren und durch die anschließende Mehrdurchblutung den Austausch von Gewebsflüssigkeit fördern, insbesondere in den Extremitäten. Der Druck und Zug des Bandes auf der Haut pressen die Gewebsschichten zusammen und verschieben sie gegeneinander. Dies drückt die alte Gewebsflüssigkeit aus und unterbricht den venösen Rückfluss sowie die arterielle Versorgung in der betroffenen Extremität. Der “Schwammeffekt” bewirkt, dass das Gewebe wie ein Schwamm ausgedrückt und nach dem Lösen des Bandes neu durchspült wird, was die Nährstoffversorgung und die Durchblutung verbessert.
Die Schmerzreduktion durch Flossing basiert auf der Gate-Control-Theorie: Da die Signale der Schmerzrezeptoren und der drucksensitiven Rezeptoren über denselben Nerv laufen, wird nur der stärkere Druckreiz an das Gehirn weitergeleitet. Somit können schmerzende Strukturen mobilisiert werden. Zudem wird vermutet, dass durch Flossing Verklebungen in den Faszien gelöst werden, da die Gewebsschichten gegeneinander mobilisiert werden, was sich besonders positiv auf die Durchblutung und Beweglichkeit der Extremitäten auswirken kann.
Einsatzmöglichkeiten vom Flossing
Das Flossband wird vor oder nach dem Sport eingesetzt. In der Physiotherapie dient es als Ergänzung zu bestimmten Behandlungsmethoden. Durch die relativ kurze Applikationszeit ist das Flossband nur ein Baustein einer umfassenden Behandlung.
Grundsätzlich kann jeder das Band anwenden und beim Sport einsetzen. Kenntnisse der Anatomie und Bewegungsabläufe sind jedoch von Vorteil, um das Band optimal zu nutzen. Viele Athletiktrainer und Physiotherapeuten verwenden diese Therapieform in verschiedenen Sportarten wie Eishockey, Fußball, Gewichtheben und auch in der NFL.
Flossing Anwendungsbeispiel: Tennisarm
Ein weit verbreitetes Leiden vieler Sportler ist der sogenannte Tennisarm, eine Überlastung der Handgelenksstreckmuskulatur. Auch Nicht-Sportler können durch langes Arbeiten am PC, viel Schreibarbeit oder eine ungünstige Sitzposition einen Tennisarm entwickeln. Die Schmerzen entstehen durch mikroskopisch kleine Risse in den Sehnen, die zu Entzündungen führen.
Tipps zur richtigen Wickeltechnik
Das Flossband wird straff gewickelt, immer in Richtung Herz. Bei Taubheits- oder Kribbelgefühlen oder wenn die Extremität blass wird, muss das Band sofort abgenommen werden. Nach dem Wickeln wird das Gelenk in alle Bewegungsrichtungen langsam und gezielt bewegt. Nach dem Lösen des Bandes wird das Gewebe stärker durchblutet und mit Nährstoffen versorgt, was den Abtransport von Gewebsflüssigkeit bei Schwellungen fördert.
Beim Wickeln ist es wichtig, immer zum Herzen hin zu arbeiten. Die Gewebsflüssigkeiten und das Blut müssen zurückfließen können. Die erste feste Wicklung, der „Anker“, sollte sicher gesetzt werden, und die Überlappung der Flossingbänder sollte nicht kleiner als 50 % sein, um ausreichende Kompression zu gewährleisten. Die Applikation sollte nicht länger als 2-3 Minuten dauern, um Gewebeschäden zu vermeiden.