Kinder suchen Herausforderungen, Spaß, Spannung und Action. Sie sind neugierig, wollen Neues ausprobieren und suchen nach Abwechslung. Um Kinder für die Leichtathletik zu begeistern, wurde vor einigen Jahren das Wettkampfsystem Kinderleichtathletik eingeführt. Wie das System funktioniert, welche Vorteile es bietet und was sich seit 2020 geändert hat, klären wir in diesem Beitrag.
Was ist das Wettkampfsystem Kinderleichtathletik?
Die Kinderleichtathletik soll Kinder behutsam und altersgerecht an die klassischen Disziplinen der Leichtathletik heranführen. Dafür wurden eigenständige Lauf-, Sprung- und Wurfdisziplinen entwickelt, die auf den klassischen Disziplinen basieren, allerdings altersgerecht angepasst sind. In drei Altersklassen können sich die Kinder dann bei spannenden Sportfesten in verschiedenen und wechselnden Disziplinen in Teamwettkämpfen messen. Daraus entsteht dann innerhalb jedes Leichtathletik-Kreises eine ganze Veranstaltungsserie, die Kinderleichtathletik-Liga oder Team-Liga, bei der die Teams gegeneinander antreten und Punkte sammeln. Welche Disziplinen in welchem Wettkampf ausgetragen werden, wird vorab vom Ausrichter und Kreisverband festgelegt. Die besten Teams jeder Liga können dann zusätzlich an einem Pokal innerhalb des Landesverbands teilnehmen.
Unterschieden wird in der Kinderleichtathletik in die Altersklassen U8 (bis 7 Jahre), U10 (8-9 Jahre) und U12 (10-11 Jahre). Bei den älteren dieser Altersklassen darf neben der Mannschaftswertung des Mehrkampfs auch eine Einzelwertung, in der U12 auch Einzeldisziplinen durchgeführt werden. Mit steigender Altersklasse entwickeln sich auch die Disziplinen der Kinderleichtathletik weiter und passen sich den Fähigkeiten der Kinder an.
Die Disziplinen der Kinderleichtathletik
Das Wettkampfsystem Kinderleichtathletik umfasst eine große Vielfalt an Disziplinen in den drei Bereichen Lauf, Sprung und Wurf und deckt somit alle späteren Bewegungsanforderungen der Leichtathletik ab. Über die drei Altersklassen hinweg entwickeln sich die Disziplinen in Richtung der klassischen Disziplinen weiter:
Lauf
Im Disziplinblock Lauf geht es beispielsweise mit 30 bzw. 40 und 50 Meter Strecken vom „Schnell-Laufen“ zum Sprint, der Übergang vom „Über-Laufen“ zum Hürdensprint gelingt über Hindernissprint-Staffeln und Einzelrennen. Mithilfe der Biathlon-Staffel, dem Transportlauf oder der Verfolgungsstaffel werden Kinder vom „Ausdauernd-Laufen“ an das Dauerlaufen herangeführt. An das Gehen wird über Geh-Staffeln und kürzere Gehstrecken (400-600 m bzw. 1000 und 2000 m) herangeführt. In der U12 gibt es zudem eine 6×50 Meter und eine 4×50 Meter-Staffel, um vom „Staffel-Laufen“ zur Rundenstaffel zu gelangen.
Sprung
Beim Sprung wird mittels Ziel-Weitsprung, Weitsprung-Staffel und Zonenweitsprung an den klassischen Weitsprung herangeführt. Über einen Hoch-Weitsprung und den Schersprung entwickelt sich das „Hoch-Springen” zum Hochsprung. Auch Stabhochsprung und Dreisprung sind ein Teil der Kinderleichtathletik: mit Stabsprung und Stabweitsprung werden die Kinder an den Stabhochsprung herangeführt, während die Mehrfachsprünge des Dreisprungs über eine Einbeinhüpfer-Staffel, Wechselsprünge und den Fünfsprung eingeführt werden.
Wurf
Im Bereich Wurf führt der Schlag(ball)wurf nach wie vor an den Speerwurf heran, aber auch der Drehwurf in Vorbereitung auf das Diskuswerfen und Stöße mit beiden Armen (Druckwurf) und das Medizinballstoßen zur Hinführung auf das Kugelstoßen sind Teil der Kinderleichtathletik-Wurfdisziplinen.
Alle Disziplinen und ihre Varianten für U8, U10 und U12 sind auf sogenannten Disziplinkarten festgehalten. Diese erklären Regeln, Aufbau und Ablauf der einzelnen Disziplinen, klären über das nötige Material der Kinderleichtathletik auf und geben zudem Beispiele für den Trainingsalltag. Eine Übersicht und die genauen Beschreibungen findest Du beim DLV.
Was sind die Vorteile?
Größter Vorteil des Wettkampfsystems Kinderleichtathletik ist seine Vielseitigkeit: Da jede der vielen Disziplinen Teil eines Team-Liga Wettkampfs sein kann, lernen die Kinder die ganze abwechslungsreiche Vielfalt der Leichtathletik kennen und werden auch in der Breite ausgebildet. Über die Abwechslung und die angepassten Disziplinen erhöht sich auch die Teilnahmebereitschaft der Kinder an Wettkämpfen, auf denen sie ihr Können unter Beweis stellen können. Durch die Vielseitigkeit und Abwechslung der Disziplinen werden zudem monotone Belastungen vermieden, die für den Körper der Kinder nicht förderlich wären. Aus Sicht der Kinder erhöht sich außerdem mit steigendem Alter auch der Schwierigkeitsgrad, sodass sie vor immer wieder neuen, spannenden Herausforderungen stehen.
Wesentliche Regeländerungen ab 2020
- Erweiterung auf 42 Disziplinen: neu hinzugekommen sind Disziplinen des Gehens (Geh-Staffel und Gehen) sowie Hindernissprint, Zonenweitsprung und Transportlauf in der U10 als Einzeldisziplinen.
- In der Altersklasse U10 ist nun auch eine Einzelmehrkampfwertung möglich: drei bis fünf Disziplinen aus Lauf, Sprung und Wurf dürfen nach Ranglistenpunkten als Mehrkampf für jeden Teilnehmer einzeln ausgewertet werden. Eine Trennung nach Jahrgang und Geschlecht ist dabei erlaubt.
- Anpassungen in den Zonenbreiten beim Schlagwurf auf 1 Meter.
- Die Streckenlänge im Hindernissprint der U12 darf zwischen 40 und 50 Metern variieren.
- Die Abstände zwischen den Hindernissen bei Disziplinen des Hindernissprints wurden angepasst.
- Neue Organisationsformen in der Biathlon-Staffel.
- Disziplinkarten sind klarer formuliert.