Häufig hört man von Gewalt auf dem Schulhof. Auf einen Schubs folgt ein Fußtritt und schnell endet es in einem körperlich aggressiven Mobbing. Zahlreiche Untersuchungsergebnisse belegen, dass Mobbingopfer ein erhöhtes Risiko zur Erkrankung an Depressionen und Angststörungen haben. Aufgrund dieser Tatsache setzen immer mehr Schulen verschiedene Programme zur Gewaltprävention ein. Wie ein Anti-Aggressivitäts-Training (AAT) als Form der konfrontativen Pädagogik aussieht und welche Sportgeräte bzw. Produkte hierbei hilfreich sind, zeigen wir Dir in diesem Beitrag.
Das Wichtigste in Kürze:
✓ Anti-Aggressionstraining zielt auf den Abbau aggressiven Verhaltens und stärkt soziale Kompetenzen.
✓ Es ist für alle Altersgruppen geeignet, besonders präventiv in Schulen.
✓ Übungen umfassen Rollenspiele, Kämpfen nach Regeln und Entspannungstechniken.
✓ Hilfsmittel wie Anti-Aggressionsschläger unterstützen das Training.
Was ist Anti-Aggressionstraining?
Das primäre Ziel des Anti-Aggressionstrainings ist der Abbau bzw. die Prävention von aggressiven Verhaltensweisen. Hierfür wird das Verhalten der Teilnehmer des Anti-Aggressionstrainings beobachtet und analysiert. Außerdem beinhaltet das Anti-Aggressionstraining verschiedene Übungen, bei welchen die Teilnehmer mit aggressivem Verhalten konfrontiert werden. Durch die verschiedenen Übungen sollen die Teilnehmer lernen, bei Provokation auf die Anwendung von Gewalt zu verzichten. Im Anti-Aggressionstraining wird die Anwendung von Gewalt als Schwäche dargestellt. Die Ziele des Trainings sind:
- Verbesserung der eigenen Wahrnehmung und der Fremdwahrnehmung
- Kommunikationsfähigkeit steigern
- Gewaltfrei mit Mitmenschen streiten lernen
- Stärkung der Persönlichkeit und der sozialen Kompetenz
- Entwicklung von mentalen Widerstandskräften, wie der Fustrationstoleranz
- Potentielle Gewalttäter aufhalten
Worin unterscheiden sich Anti-Aggressionstraining und die Anti-Aggressionstherapie?
Das Antiaggressionstraining hat eine breite Zielgruppe und wird von vielen verschiedenen Institutionen angeboten. Meistens findet das Training in einer Gruppe statt und der Fokus des Trainings liegt auf dem Erlernen von Verhaltensstrategien in provokativen Situation sowie der Verbesserung der sozialen Kompetenz. Das Training kann in der Regel jeder besuchen. Eine Antiaggressionstherapie eignet sich für aggressive Gewalttäter und Intensivtäter bzw. Menschen mit einer möglichen Persönlichkeitsstörung. Die Zielgruppe ist somit spezifischer und es bezieht sich auf einzelne Personen. Die Therapie findet deshalb in Form von Einzelgesprächen mit einem Psychologen statt.
Für wen ist das Anti-Aggressionstraining geeignet?
Unabhängig vom Alter ist das Anti-Aggressionstraining für jeden geeignet, der häufig Wut und Aggression spürt sowie Probleme mit dem Loslassen bzw. der Bewältigung von aggressiven Gefühlen hat. Viele Schulen führen zur Prävention von aggressivem Verhalten und Mobbing Anti-Aggressionstrainings für Heranwachsende durch.
Wie läuft ein Anti-Aggressionstraining ab?
Im Anti-Aggressionstraining gibt es die folgenden Übungsformen, mit welchen die Teilnehmer mit Gewalt und provozierenden Situationen konfrontiert werden sollen. Je nach Gruppengröße bieten sich folgende Übungsformen mit unterschiedlichen Lernzielen an:
- Kooperative Übungen: Unter den kooperativen Übungen werden Aufgaben oder Spiele verstanden, deren Lösung nur gemeinsam (im Team) erfolgt. Hierbei steht nicht das aggressive Verhalten im Mittelpunkt, sondern mit der gemeinsamen Bewältigung einer neutralen Aufgabe soll Vertrauen zwischen den Teilnehmern entstehen. Beispiele für kooperative Übungen sind gemeinsames Klettern oder Geschicklichkeitsspiele.
- Körperübungen: Wie der Name dieser Übung schon erahnen lässt, handelt es sich hierbei um eine körperliche Aktivität, genau genommen um das Kämpfen nach Regeln. Hierbei werden oft Kampfsportarten, wie beispielsweise Judo oder Ringen, angewendet. Es geht um die Sensibilisierung von Gewalt, wobei es nicht um das Training sportlicher oder kämpferischer Fähigkeiten geht. Vielmehr soll Stärke bewiesen werden und die Teilnehmer sollen lernen, dass das „Auspowern“ unter Einhaltung von bestimmten Regeln und Normen Spaß machen kann.
- Rollenspiele: Mithilfe von verschiedenen Rollenspielen kommt es zur direkten Konfrontation mit provozierenden Situationen. Jeder Teilnehmer sollte hierbei sowohl die Täter- als auch die Opferrolle einnehmen. Nach der Durchführung des Rollenspiels wird der genaue Ablauf und das Geschehen reflektiert. Wie hat sich die Situation angefühlt und hat jeder „richtig“ reagiert?
- Provokationsgrenzen einschätzen: In dieser Übung sollen die Teilnehmer ihre Grenzen zwischen Gelassenheit und Aggressivität abwägen.
- Der „heiße Stuhl“: Hierbei handelt es sich um eine verbale Interaktion. Es wird ein verbales Kreuzfeuer simuliert, dem sich ein einzelnes Gruppenmitglied stellen muss. Hinsichtlich inhaltlicher und emotionaler Aspekte gilt diese Übung als eine der schwierigsten Aufgaben im Anti Aggressionstraining.
- Entspannungsübungen: Entspannung soll zu einer besseren Körperwahrnehmung führen. Es werden verschiedene Entspannungstechniken, wie beispielsweise das autogene Training oder Aufmerksamkeitsübungen verwendet.
Tipp: Drudel 11 stellt digitale, pädagogisch begleitete Trainings für Jugendliche an, in denen Hass und Gewaltbereitschaft zielgerichtet abgebaut werden sollen.
Zudem gelten die folgenden Grundregeln im Anti-Aggressionstraining:
- Niemand wird verletzt
- Es gelten immer die Weisungen der Aufsichtsperson.
- Kein Ernst: Die Aggressionen und das Verhalten werden nur simuliert bzw. nachgeahmt. Sobald aus einer Übung Ernst werden sollte, wird die Durchführung abgebrochen.
- Keine Ausgrenzung: Kein Teilnehmer wird ausgegrenzt und alle Teilnehmer, ob stark oder schwach, werden als gleichgestellte Mitglieder einer Gruppe wahrgenommen.
- Konfliktsituationen werden direkt besprochen und nicht unter den Teppich gekehrt.
Hilfsmittel im Anti-Aggressionstraining
Die folgenden Hilfsmittel und Anti-Aggressionsspiele werden häufig eingesetzt:
Anti-Aggressionsschläger
Anti-Aggressionsschläger, auch Fandango-Striker genannt, verhelfen zur Gewaltprävention und zum Aggressionsabbau. Kinder sollen mit ihnen spielerisch lernen, mit ihren Aggressionen richtig umzugehen. Statt unkontrollierten Wutausbrüchen wird angestauter Ärger im fairen Spiel nach Regeln gezielt abgebaut. Im Duell oder auch Einzeln können dann gezielt Wut, Frust, Aggressionen und Stress abgebaut werden, ohne dabei den Partner oder sich selbst zu verletzen.
Anti-Aggression Baumstamm
Mit dem Anti-Aggressionsbaumstamm können in einem fairen Zweikampf sämtliche Aggressionen abgebaut werden. Der Baumstamm ist gut gepolstert und lässt sich mit zwei Haltegriffen leicht führen und bewegen. Der Vorteil des Baumstamms ist, dass besonders Kinder und Jugendliche mit diesem Gerät verletzungsfrei und spielerisch ihre Aggressionen abbauen können und dabei lernen ihre Konflikte fair zu lösen.
Poolstick bzw. Funnoodle
Schwimmnudeln können nicht nur im Wasser eingesetzt werden, sondern sind auch an Land besonders im Antiaggressionstraining beliebte Hilfsmittel. Hierbei werden sie als weiche Schläger für Körperübungen oder kooperative Übungen eingesetzt. Es sind vergleichsweise billige Trainingsgeräte, welche zudem in vielen Vereinen, Schulen und privaten Haushalten zu finden sind.
Boxing Base
Die Boxing Base ist ein Standboxsack, der jedoch speziell für das Antiaggressionstraining mit Kindern gedacht ist. Klarer Vorteil: Es wird kein Trainingspartner benötigt. Die Base steckt jeden Schlag weg und ist aufgrund der guten Abpolsterung mit einem geringen Verletzungsrisiko verbunden. Zudem richtet sich die Boxing Base immer wieder von alleine auf, wodurch das Trainingsgerät schwierig zu bezwingen ist und viel Durchhaltevermögen verlangt. Für Erwachsene eignen sich zum “Auspowern” natürlich auch klassische Boxsäcke, Box-Dummies oder Standboxsäcke.