Fußball kennt hierzulande wirklich jeder: grüner Rasen, 22 Spieler und feine taktische Spielzüge. Schlammfußball hat mit dem ästhetischen Spiel auf (je nach Liga) mehr oder weniger akkuraten Plätzen nicht mehr allzu viel zu tun. Schlammfußball, auch Swamp Soccer (Sumpffußball), Matschfußball oder Moorfußball genannt, wird in Sümpfen, im Matsch oder im Schlamm gespielt – Hauptsache der Boden ist weich und rutschig.
Vor allem aufgrund des Bodens ist Schlammfußball auf seine eigene Art anspruchsvoll: taktisches Spiel ist hier quasi unmöglich, bei einer Schlammdicke zwischen knöcheltief und hüfthoch geht es vor allem darum, den Ball möglichst nach vorne zu einem Teamkollegen zu bringen. Ohnehin bleibt der Ball bei jedem Dribblingversuch sofort im Schlamm stecken. Außerdem ist maximaler Krafteinsatz gefragt: wer knietief im Matsch steckt benötigt einiges an Energie, um überhaupt voranzukommen.
Woher kommt Schlammfußball?
Erfunden hat das Spiel ein Finne. Der Skitrainer Esa Romppainen wollte vor etwas mehr als 30 Jahren sein Sommertraining erweitern und intensivieren wollte. Dabei kam er auf die Idee, das örtliche Moor zu nutzen. Und das mit Erfolg: an der ersten Veranstaltung im Jahr 1998 nahmen 13 Mannschaften teil, ein Jahr später bereits 57. Seit 2000 werden im finnischen Ukkohalla regelmäßig Weltmeisterschaften in den Klassen Wettbewerb, Neuling, Frauen und Unternehmen ausgetragen; die Zahl der teilnehmenden Mannschaften beläuft sich auf über 300. Ein Großteil der Teilnehmer stammt dabei aus Finnland, Russland, Island, England und Schottland sowie Schweden und den Niederlanden. Seit 2009 gibt es auch Deutsche Meisterschaften im Moorfußball.
Die Regeln
Gespielt wird Schlammfußball grundsätzlich nach den Fußballregeln (kein Foulspiel, kein Handspiel), jedoch mit einigen Unterschieden.
Zunächst einmal stehen für jedes Team nur fünf Feldspieler und ein Torwart auf dem Platz, bis zu 10 Auswechselspieler sind aber erlaubt. Diese können an der Mittellinie fliegend und unbegrenzt oft wechseln, was aufgrund der anstrengenden Laufarbeit auch gerne und oft genutzt wird. Die Spielzeit beträgt deshalb auch nur 2 x 10 Minuten, wobei in der Halbzeit nur die Seiten gewechselt werden und dann ohne Pause direkt weitergespielt wird. Wechselfehler werden mit einer 2-Minute-Zeitstrafe geahndet.
Weiterhin gibt es im Schlammfußball kein Abseits. Bei Freistößen wird der Ball zunächst von Hand in die Luft geworfen, bevor er weitergespielt wird und auch Strafstöße, Eckstöße und Einwürfe werden als Abschlag aus der Hand ausgeführt. Aufgrund der Anstrengung wird außerdem in K.O.-Spielen bei einem Unentschieden direkt zum Elfmeterschießen übergegangen.
Schuhwechsel während des Spiels sind verboten. Verliert ein Spieler seinen Schuh, darf er erst im nächsten Spiel einen Ersatzschuh anziehen. Der verlorene Schuh bleibt bis zum Ende an Ort und Stelle. Viele Spieler versuchen ihre Schuhe mit Tape am Fuß zu fixieren. Das ist zwar erlaubt, jedoch nicht immer besonders wirkungsvoll.
Das Schlammfußballfeld ist 60 mal 30 Meter groß und muss in jedem Fall schlammig, voller Matsch und/oder rutschig sein. Notfalls wird nachgewässert, bis der Platz die richtige Konsistenz hat. Die Felder können, beispielsweise bei der WM, auch unterschiedliche Schwierigkeitsgrade haben. Der Schwierigkeitsgrad hängt vom Untergrund ab, z. B. davon, wie tief der Schlamm ist. Welche Mannschaft im Turnier wann auf welchem Feld spielt wird dann gelost.