Taktisch gut geschulte Mannschaften haben wesentliche Vorteile gegenüber ihrem Gegner: Sie wissen genau, was in welcher Situation zu tun ist. Mit einer ausgefeilten Taktik können Fußballtrainer die Schwächen ihrer Mannschaft ausgleichen oder Vorzüge und Stärken des Teams gezielt hervorheben. Nicht nur Profimannschaften beschäftigen sich demnach mit dem Taktiktraining, auch unter Amateurmannschafts- und Jugendtrainern gewinnt die Taktikbesprechung als Bestandteil des Fußballtrainings mehr an Bedeutung.
Wir geben Trainern Tipps an die Hand, wie die Fußball Taktikbesprechung gestaltet werden kann, um die Mannschaft optimal taktisch vorzubereiten.
Bestandteile der Fußball-Taktikbesprechung
Zur Taktik gehören Elemente, die eine Mannschaft als Ganzes ebenso wie einzelne Mannschaftsteile und Spieler betrifft. Am häufigsten wird die Taktik auf Gruppenebene thematisiert, die Individualtaktik sollte dazu bereits ausgereift sein:
Individualtaktik | Verhalten des einzelnen Spielers. |
Gruppentaktik | Abgestimmte Handlung von einer oder mehreren Positionsgruppen. |
Mannschaftstaktik | Aufeinander abgestimmte Aktionen der Spieler eines gesamten Teams. |
Die taktische Besprechung enthält meist folgende Bestandteile, wobei nicht immer alle Elemente von Grund auf in jeder Taktikbesprechung behandelt werden:
- Grundlegende Taktik, also die Formation sowie die Ausrichtung der Mannschaft (defensiv, offensiv)
- Verhalten in bestimmten Spielsituationen (Verschieben, Pressing, Abseitsfalle, Schaffen von Überzahl in Ballnähe)
- Verhalten bei Standardsituationen (Freistoß/Mauerbildung, Anstoß, Eckstoß, Strafstoß, Einwurf, Abstoß, Abschlag, Mann-/Raumdeckung, Absicherungen)
- Gegnerbezogene Faktoren (Stärken/Schwächen, Manndeckung, Hinweise zur Taktik)
- Individuelle bzw. spielerbezogene Elemente (1-gegen-1-Situationen, Anspielstationen im Spielaufbau, Manndeckung)
Die Besprechung kann auch dazu genutzt werden, Spielsituationen das vorherigen Spiels nochmals in Erinnerung zu rufen. Zum einen um Fehler zukünftig zu vermeiden, aber auch um das Team zu motivieren, wenn die Taktik gut umgesetzt wurde.
Hinweis: Eine Taktikbesprechung sollte stets dazu da sein, taktische Leistungsstärke zu erarbeiten und nicht um die schlechte Leistung einzelner Spieler anzugreifen.
Zeitliche Planung der Taktikbesprechung
Langfristige Ausarbeitung der Taktik
Die Ausarbeitung einer Taktik ist keine Sache von nur einer Besprechung. Stattdessen muss die Taktik, in enger Kooperation mit dem Team, über einen längeren Zeitraum ausgearbeitet und verinnerlicht werden. Geeignet ist hierfür die Winter- bzw. Sommervorbereitungsphase. Den Fokus der taktischen Arbeit jeweils in die Vorbereitungsphase zu legen ist daher sinnvoll, da neue, wie auch bestehende Spieler so ein gemeinsames Verständnis für die angestrebte Taktik entwickeln.
Hinweis: Taktikbesprechungen, die 45 Minuten übersteigen sind meist eher kontraproduktiv, da die Aufmerksamkeitsspanne unter den Spielern dann allmählich nachlässt. Sinnvoller ist es daher, sich kurzzuhalten, Themenblöcke anzustreben und Individualtaktiken besser in Einzelgesprächen zu klären.
Ist die Saison dann einmal gestartet, können die Taktikbesprechungen allmählich reduziert werden. Hierfür hat sich die Besprechung in der Kabine nach dem letzten Training vor dem anstehenden Spiel bewährt. Großer Vorteil davon ist, dass dann ruhigere Bedingungen herrschen, während die Stimmung am Spieltag kurz vor Spielbeginn schon angespannter ist.
Taktikbesprechung während des Trainings
Die Taktik während des Trainings auf dem Platz zu besprechen, ist dahingehend sinnvoll, da die Umsetzung direkt erprobt werden kann. Nichtsdestotrotz sollte sich das reine Zuhören beim Training auf ein Minimum beschränken, um die wertvolle Zeit auf dem Sportplatz effizient zu nutzen. Ratsam ist es daher, lediglich vereinzelte taktische Anwendungen während des Trainings theoretisch zu erläutern.
Flexible Anpassung der Taktik
Bestimmte Umstände machen es notwendig, die Taktik kurzfristig zu überdenken. Mögliche Gegebenheiten sind:
- Kaderzusammensetzung am Spieltag: Fähigkeiten, z. B. Fußballtechnik, Beweglichkeit, Schnelligkeit, Ausdauer etc.
- Bedingungen am Spieltag: z. B. Witterung, Beleuchtung, Spielfeldgröße, Bodenbeschaffenheit, Heimspiel/auswärts
- Spielweise des Gegners: z. B. technische oder konditionelle Überlegenheit, harte Spielweise, gespielte Taktik, Schlüsselspieler
- Aktueller Spielstand: z. B. Mannschaft noch vollständig, Führung, Zeitspiel
Wo immer möglich, sollten kurzfristige taktische Anpassungen, die schon vor dem Spiel bekannt sind, nicht erst kurz vor Spielbeginn vom Trainer besprochen werden. Stattdessen sollen sich die Spieler voll auf das Aufwärmen konzentrieren können. Taktikanpassungen, die in der Halbzeit notwendig sind, sollten ebenso kurz gehalten werden, da die Halbzeitpause in erster Linie für die Regeneration, statt ausschweifender Besprechungen, genutzt werden soll.
Hilfsmittel für die Taktikbesprechung
Taktiktafeln bzw. Taktikboards dienen als Hilfsmittel zur Spielvorbereitung, -beobachtung und -analyse. Auf eine Taktiktafel lässt sich die Aufstellung übertragen, aber auch das Verhalten der Spieler in bestimmten Spielsituationen skizzieren.
Es kann nach folgenden Hilfsmitteln für die Taktikbesprechung unterschieden werden:
Taktik-Hilfsmittel | Vorteile |
Flipchart | – gut sichtbar – vielseitig nutzbar |
Magnetische Taktiktafel / Taktikboard | – robust – aufhängbar oder ohne Wand nutzbar |
Elastische Taktikfolie | – leicht – kompakt – aufhängbar |
Taktiktafel als Klemmbrett | – handlich – zusätzliche Blätter einklemmbar |
Taktikmappe | – handlich – zusätzliche Blätter verstaubar – diskret |
Virtuelle Taktiktafel (i. d. R. Apps) | – Versionen speicherbar – jederzeit abrufbar |
Welches Taktiktafel-Modell letztlich gewählt wird, liegt an den Vorlieben und Methoden des Trainers.